Der tierisch verrückte Bauernhof

Scheibenweise Rinderwahn!

Und da Kinder bekanntlich eine gnadenlose Zielgruppe sind, wenn es darum geht, einen Film vergeigt oder ins Schwarze getroffen zu haben, startet „Der tierisch verrückte Bauernhof“ in der Exposition direkt mit einer ausgedehnt-überdrehten Action-Sequenz, in der die drei Hauptfiguren Otis, (eine männliche Kuh, gesprochen vom „King of Queens“ Kevin James), sein Kumpel das Schwein und ein Frettchen auf einem improvisierten Snowboard über Hügel und Hänge jagen.

Statt sich also wie ehrenhafte Bauernhof-Tiere zu benehmen, schlägt dieses Trio bei jeder sich bietenden Gelegenheit über die Stränge und feiert, was das Zeug hält.

Das geht natürlich nur, weil der Bauer dieses tierischen Hofs nicht mehr der Jüngste und obendrein angesichts seiner Tiere und deren Verwertung ziemlich entspannt ist (er ist Veganer, also droht keine Gefahr). Bei jeder seiner allmorgendlichen Runden über den Hof schaut der Farmer nach dem Rechten und freut sich über das liebe Vieh, um sich anschließend mit Lektüre (schön: er liest „Charlotte’s Web„) unter einem Obstbäumchen oder vor dem Fernseher zu entspannen. Was er nicht weiß: Vierbeiner gehen gar nicht auf vier Beinen. Sobald kein Mensch zuschaut, gehen Kuh und Schwein auf Hinterbeinen oder lümmeln sich stehend an Weidezäunen rum. Und wenn da gar nichts los ist, schaut man sich als Kuh von Welt schon mal das Endspiel des Superbowl durchs Fenster an.

Während wir weiter als zuschauende Begleiter zusammen mit Otis einen kleinen Rundgang über den Hof unternehmen, kündigt sich eine Versammlung aller Tiere in der großen Scheune an (die Parallelen zu „Animal Farm“ sind offensichtlich, aber die Art der beiden Filme könnte kaum unterschiedlicher sein). Angeführt wird die gesamte „Viecherei“ von Ben (gesprochen von Sam Elliott), Otis‘ Vater, der in seiner Rede eindringlich auf die große Gefahr und Bedrohung der Hoftiere aufmerksam macht: Streunende Kojoten.

Der weise und erfahrene Ben ist natürlich so gar nicht mit dem unreifen Verhalten seines Sprösslings zufrieden und versucht ihn, zu einem ebenbürtigen Nachfolger heranzuziehen (hier steckt Potenzial für Vater-Sohn-Konflikte), aber so recht gelingt ihm das leider erst durch … aber ich will hier nicht zuviel verraten. Nur soviel: Es gibt durchaus den ein oder anderen besinnlichen und traurigen Moment in der Geschichte, die ansonsten noch so einige schräge Kapitel bietet. Die Rolle der Kojoten ist es dann, für Spannungs- und Kampf-Elemente im Showdown zwischen Gut und Böse zu sorgen.

Am unterhaltsamsten und beeindruckendsten sind allerdings die tierischen „Scheunenfeten“! Regisseur Steve Oedekerk („Ace Ventura“, „Bruce allmächtig“) hat sichtlichen Spaß an der Inszenierung der Party-Szenen gehabt! Da wird laut gefeiert, getanzt, gepokert, statt „Bull Riding“ gibt es „Man Riding“ usw. – verkehrte Welt und vertauschte Rollen, getoppt von allerlei lautstarken Gesangseinlagen, die musikalisch eine Mischung aus Hillbilly und Techno darstellen! Spätestens wenn „das wilde Ding“ (was immer es auch sein mag…) aus der Kiste gelassen wird, gibt es kein Halten mehr. Was dann aber passiert, als der Farmer, durch den abendlichen Lärm irritiert, seine Tiere eines Tages mitten in einer dieser Partys ertappt und wie diese aus der schwierigen Situation wieder heraus kommen, ist eine andere Geschichte …

„Der tierisch verrückte Bauernhof“ ist alles in allem eine erfrischend freche und im besten Sinn sinnlose Abwechslung innerhalb der Animationsfilme, die sich oftmals darin zu überbieten versuchen, möglichst detaillierte Landschafts-Texturen, gepaart mit anmutigen Bewegungen und realistischen Tierfell-Zeichnungen zu präsentieren. Das spielt hier keine Rolle.

So gesehen haben wir es eigentlich mit einem waschechten Zeichentrick-Film zu tun, der Mut zum Karikieren hat (die steckdosenförmigen Euter der Kühe sind alles andere als echt gezeichnet und müssen mehrmals für anzügliche Beckenbewegungen herhalten). Die Landschaften, die tierischen Charaktere, Autos und die wenigen auftauchenden Menschen sind rund, knubbelig und bunt. 

Wie gesagt: Der Film macht Spaß! Und eigentlich erwartet man von einem Kinderfilm genau das.