Die John Wayne Collection – Jubiläums-Box

Ein Duke kommt selten allein!

Zuerst mal: Da es sich bei der Jubiläums-Box um eine Edition mit fünf Filmen zusammen in einem Schuber handelt, werde ich die Filme auch zusammen – sozusagen im Set – besprechen.

Widmen wir uns zuerst dem ältesten der fünf Filme „Die vier Söhne der Katie Elder“ von 1965: Worum geht es? Erst das Begräbnis ihrer Mutter Katie Elder in Texas bringt ihre vier Söhne dazu, sich nach vielen Jahren wieder zu treffen. Erst hier erfahren die vier dann auch, dass ihr Vater bereits sechs Monate tot ist. Er wurde unter bisher ungeklärten Umständen ermordet. Die Söhne finden bald heraus, warum ihre Mutter in Armut sterben musste und wer ihren Vater erschossen hat. Diese Erkenntnisse ziehen allerdings Probleme nach sich, denn damit kommen die „Jungs“ dem neuen Besitzer der Farm und des Landbesitzes, Morgan Hastings (James Gregory), in die Quere. Nicht alle werden die kommenden Geschehnisse unverletzt überstehen.

„Die vier Söhne der Katie Elder“ gehört (noch) in die Sparte der sogenannten „Edelwestern“ der ausgehenden Hochphase der großen Westernwelle. Obwohl die vier Helden alles andere als makellose Edelmänner sind, gewinnt am Ende (mit Verlusten) doch das Gute, sind die Grenzen klar gezeichnet. Der Film ist durchaus spannend, kraftvoll und von Regisseur Henry Hathaway, mit dem Wayne mehrere Male zusammen gearbeitet hat, sehr routiniert inszeniert. Dean Martin und John Wayne treffen hier bereits zum zweiten Mal nach „Rio Bravo“ in Hauptrollen aufeinander. Untermalt wird der Film durch den Soundtrack des bekannten Western-Komponisten Elmer Bernstein (der u. a. „Die 10 Gebote“, „Die glorreichen Sieben“ und „Rauchende Colts“ schrieb).

Der nächste Film im DVD-Player ist „El Dorado“ aus dem Jahre 1966, der gleich drei Legenden des amerikanischen Kinos in einem Film vereint: John Wayne, Howard Hawks und Robert Mitchum. Wayne spielt hier den alternden Revolverheld Cole Thornton mit nie ausgeheilter Schussverletzung, der nach El Dorado kommt, um einen Posten beim reichen Viehbaron Jason anzutreten. Sheriff Harrah (Robert Mitchum), ein alter Freund von Cole, warnt ihn davor und klärt ihn darüber auf, dass Jason lediglich einen bezahlten Mörder sucht, um die kleinen Farmer der Gegend zu terrorisieren. Thornton lehnt den Job ab und der Ärger beginnt. Jason engagiert Banditen und den Revolverhelden McLeod (Christopher George) für die Arbeit. Zusammen mit einem jungen Angeber, James Caan als Mississippi Trahern, der mehr schlecht als recht schießen kann, stellen sich die drei der Übermacht.

Die Grundzüge der Story von „El Dorado“ erinnern vielleicht manche an einen anderen Film!? Richtig – tatsächlich basiert das Drehbuch auf einer Idee, die man zuvor beim Dreh eines der erfolgreichsten Westerns der Filmgeschichte, „Rio Bravo“, zugunsten eines anderen Handlungsverlaufes verworfen hatte. Auch in „Rio Bravo“ gab es die Figur des jungen Helfers (hier Colorado Ryan genannt). Mit dem Unterschied, dass Colorado im Gegensatz zu Mississippi ein ausgezeichneter Schütze war. Ist das verwirrend? Naja, ich gebe zu, die Dreier-Serie „Rio Bravo“, „El Dorado“ und „Rio Lobo“ (Regie allesamt Howard Hawks) auseinander zu halten, fällt auch mir nicht leicht. Aber zurück zu „El Dorado“: John Wayne und insbesondere Robert Mitchum spielen mit lässiger Bravour die vom Leben gezeichneten Haudegen und sorgen für einige humorvolle, alkoholgetränkte Dialoge. „El Dorado“ ist einer der Meilensteine des Hollywood-Westernkinos. Und für mich das Highlight der Box. Aber: Bitte nur im Original schauen, denn der deutsche Ton klingt sehr blechern.

Drei Jahre nach „El Dorado“ erschien dann „Der Marshall“. John Wayne betritt die Szene als alternder Marshall mit Augenklappe, der zwischen diversen Besäufnissen noch Zeit findet, gemeinsam mit einem jungen Texas Ranger die Ermordung des Vaters einer 14jährigen zu rächen. Wieder mal – diesmal sogar mit einem Oscar für seine selbst-parodistische Darstellung belohnt – gibt Wayne den knurrigen, aber im Grunde guten Haudegen. Dieser wird von der 14-jährigen Matty (Kim Darby) um Hilfe gebeten, um die Mörder ihres Vaters zu fangen. Cogburn, von allen „Rooster“ genannt, macht sich zusammen mit Texas-Ranger La Boef (Glen Campbell) auf die Spur der Schurken…

Henry Hathaway inszenierte den Western mit eindrucksvollen Bildern und in einer grandiosen Reitattacke endend, bei der Wayne – ganz getreu dem Originaltitel „True Grit“, was soviel wie „Echter Mumm“ heißt – allein, in jeder Hand eine Waffe und die Zügel des Pferdes im Mund führt! Im Jahre 1975 wurde mit „Mit Dynamit und frommen Sprüchen“ (im Original „Rooster Cogburn and the Lady“) eine Art Fortsetzung mit einer in sich geschlossenen Handlung gedreht. John Wayne spielte wieder den einäugigen Marshall, diesmal an der Seite von Katherine Hepburn.

Zum Abschluss der bereits angesprochenen Männerfreundschaft-Trilogie kommen wir mit „Rio Lobo“, erschienen 1970. „Rio Lobo“ markiert die letzte Zusammenarbeit von Howard Hawks und Wayne und darüber hinaus auch die insgesamt letzte Regiearbeit Hawks‘. Mit viel Humor und nach dem bewährten Muster einer Bande von ehrlichen Männern, die für eine Sache eintreten, schließt „Rio Lobo“ Hawks‘ Gesamtwerk.

Der letzte Film im Fünferpack ist „Big Jake“, im Jahre 1971 erschienen. Oftmals als eine Art „Familiensache“ deklariert, spielen hier tatsächlich einige Waynes mehr mit: Big Jakes Sohn James und sein Enkel werden von Waynes Söhnen Patrick und Ethan gespielt. Die Produktion des Westerns übernahm wiederum noch ein anderer von Waynes Söhnen, Michael Wayne. Die Musik steuerte Elmer Bernstein bei.

Interessant an „Big Jake“ ist insbesonders, dass der Film im Jahre 1909 angesiedelt ist. Zu einer Zeit also, als es bereits Automobile und Motorräder gab. Aus dieser Tatsache und der abwertenden Haltung von Waynes Charakter dieser Technologie gegenüber bezieht der Film im ersten Part einen Großteil seiner witzigen Elemente. Allzu humorvoll wie in Waynes älteren Filmen geht es aber in „Big Jake“ nicht lange zu. Die 105 Minuten Länge sind mit ausgedehnten Reitsequenzen während der Verfolgung im Mittelteil und dem knalligen, ziemlich harten Schlusspart abwechslungsreich gefüllt. Mir persönlich sagt die relativ einsilbige Story nicht besonders zu, der Film selbst ist ein eher traditioneller, aber gut gefilmter und relativ harter Western mit einer auf John Wayne zugeschnittenen Hauptrolle.

Ich gebe zu, dass sich nach dieser massiven Packung John Wayne ein gewisser Ermüdungseffekt bei mir eingestellt hat, aber das soll nichts über die Qualität der Filme und dieser Box aussagen. Die „John Wayne Collection – Jubiläums-Box“ stellt für alle eine lohnenswerte Anschaffung dar, die einerseits hin und wieder gern mal Western-Klassiker schauen und andererseits noch keinen der Filme auf DVD ihr Eigen nennen. Denn, das muss gesagt werden, die Filme selbst sind weder besonders digital aufgearbeitet, noch anderweitig mit Extras auf den Scheiben aufgewertet. Es sind einfach fünf gute Westernklassiker wieder aufgelegt worden.

Ein Lob muss ich abschließend los werden: Die Idee, jedem Film das Original-Filmposter als A2 Druck beizulegen, finde ich super. Ob man diese aufhängen möchte, bleibt sicher Geschmackssache, aber aus grafischer Sicht ist es sehr interessant, zu sehen wie sich Cover Art und Schriftgestaltung in den letzten sechzig Jahren entwickelt haben. Alles in allem eine runde Sache des „Grumpy old man of Western“.