Eta und der Wolf
Das auf einer wahren Geschichte basierende Polit-Drama spielt im Spanien der 70er Jahre und erzählt die Geschichte des jungen Bauunternehmers Jose Maria Loygorri (Eduardo Noriega, „The Devil’s Backbone“, „Bruderschaft des Todes“, „Sweetwater“), der mehr oder weniger zufällig in das Visier der Geheimpolizei gerät. Während er bisher nur einigen Bekannten und Freunden aus Eta-Kreisen hier und da geholfen hat, aber nicht wirklich dazu gehörte, soll er sich nun in die inneren Zirkel einschleichen, um geheime Informationen der Terroristen an die Polizei weiterzugeben. Ein lebensgefährlicher Job nimmt seinen Anfang …
„El Lobo – der Wolf“ fasziniert vor allem durch drei Dinge: Eine spannende Geschichte, gute Schauspieler und Authentizität. Die Verwicklung des „Wolfs“ und sein fortschreitendes Eintauchen in die Welt unterhalb der spanischen Autorität in die Organisation der Eta wird schnell, spannend und durch das Auftauchen vieler neuer Figuren – zusätzlich eines weiblichen Hauptcharakters – abwechslungsreich gezeichnet. Dabei verschwimmen für den „Wolf“ oft die Grenzen, denn wenn man feststellt, dass in der feindlichen Gruppe „auch nur“ Menschen sind, die in Teilen sogar Recht haben, kann man nicht nur daneben stehen.
Der Film ermöglicht einem nicht nur die Identifikation mit der Hauptfigur und ihren Motiven, auch Nebencharakteren wird Profil verliehen. Hier ist nichts einfach schwarz oder weiß – auf beiden Seiten gibt es die Guten und die Bösen.

Hier kommen wir zum zweiten wichtigen Punkt des Films: Schauspielerische Leistungen. Obwohl mir persönlich nur der Hauptdarsteller (zumindest namentlich) aus „Open your Eyes“, der Vorlage zu „Vanilla Sky“, bekannt war, haben mich die darstellerischen Leistungen des gesamten Teams überzeugt: Der Karrierist, die verlassene Ehefrau, die Führungsriege der Eta und die obligatorischen Ignorante der Polizei. Es ist keine oscarreife Rolle dabei, aber als gesamtes Ensemble ist das alles sehr stimmig.

Der dritte Aspekt, der mir an „El Lobo“ gefällt, ist die Glaubwürdigkeit, die der Film über Farbgebung, die eher trist und blass als satt, in gelb-braunen Tönen gehalten ist und weiterhin über Ausstattung, Locations und den Soundtrack transportiert. Es sind die Orte, Straßen, Cafes, Wohnungen, die so aussehen wie man sich das Spanien im Jahre 1975 vorstellen würde. Der Soundtrack besteht neben der eigentlichen Filmmusik aus verschiedenen Rock- und Folk-Tracks der Zeit. Der stimmig eingesetzte „Song of the french partisan“ von Leonard Cohen schließt den Film und mündet in den Abspann.
Fazit
Wenn sich am Ende die Rahmenhandlung mit einigen Tafeln zum weiteren Verlauf der politischen Geschehnisse schließt, hat man zwei Stunden ansprechende, politisch-ambitionierte Unterhaltung genossen. Wer sich den Film – wie ich – ohne detaillierte Vorkenntnisse der damaligen Lage ansieht, spürt vielleicht den Drang, mehr zu erfahren oder schaut ihn sich nochmal an. Ich empfehle übrigens, den Film (auch) auf spanisch zu schauen. Die Authentizität wird durch die Originalsprache enorm verstärkt.