Shadow Man – Kurier des Todes

MacGyver in XX(evi)L

Seagal spielt in „Shadow Man“ den ehemaligen Agenten (wer hätte das gedacht) Jack Foster, der am fünften Todestag seiner Frau zusammen mit der gemeinsamen Tochter in das Geburtsland der Mutter Rumänien reisen will. Seine CIA-Vergangenheit hat Foster inzwischen an den Nagel gehängt und will einfach nur noch Vater sein und seine Ruhe haben. Aber schon bei der Ankunft am Bukarester Flughafen beginnt der Ärger mit der Explosion einer Autobombe und der Entführung seiner Tochter. Zu allem Überfluss holen ihn auch seine Vergangenheit und alte Bekannte wieder ein …

Wie sich heraus stellt, hat Jack unwissentlich eine „Ware“ – der Vorspann verrät dem Zuschauer bereits, worum es sich handelt – bei sich, für die sich einige Regierungen und zwielichtige Gestalten interessieren. Jack Foster muss heraus finden, wer dahinter steckt, seine Tochter entführt hat und wir wissen jetzt schon, dass am Ende abgerechnet wird.

Bevor es aber soweit ist, gibt es genug Gelegenheiten für Seagal, in Action-Szenen seine beeindruckende Statur gegen diverse Widersacher einzusetzen (unter uns: der Mann war schon mal wendiger). Immer wieder überkam mich der Gedanke, dass, wenn Seagal nur etwas behender wäre, er hier eine Verfolgungsjagd gewonnen und da eine Verdächtige gefangen und nicht laufen gelassen hätte. Aber das ist ja wohl seine Art. Mir erscheint der Mann einfach zu ungelenkig. Etwas drahtigere Action-Helden sind da schon mehr nach meinem Geschmack – bei Seagals Bewegungen kam mir immer der etwas zynische Gedanke, seine Methode sei „Entspanntes Töten“. Liegt wohl auch an seiner speziellen Art des „Understatement Acting“.

Aber noch mal zur Story: … Nein, doch nicht, denn die zieht so ihren Weg und bereitet die entsprechenden Bühnen für diverse Fights. Herausheben möchte ich dennoch eine Szene, die dieser Besprechung seinen Titel eingebracht hat. Ich nenne sie die „MacGyver-Sequenz“: Seagal ist in einer alten Villa eingeschlossen und steckt in der Falle. Er weiß, dass in Kürze einige Typen kommen werden, die ihn nicht gerade auf einen Drink einladen werden. Was macht also unser 90er Jahre Held? Kurz umgeschaut und innerhalb von wenigen Minuten aus herum liegenden Gegenständen wie einer alten Wasserleitung und einigem Gerümpel ein veritables Blasrohr inklusive Sprengladung gebaut. Nicht schlecht und wirksam! Die meisten Verletzungen passieren eben im Haushalt.

Absolut lächerlich dagegen ist der Kamera-Assistent, dessen grauen Pullover man am linken Bildrand erspähen kann, sogar ohne genau hinzusehen. Ein dummer Flüchtigkeitsfehler, der entweder auf falscher Bild-Übertragung oder schlicht schlampiger Continuity basiert. Es gibt da in diesem Sinn dann auch noch ein paar andere Szenen während einer Verfolgungsjagd, bei der in machen Szenen Seagals entführte Filmtochter auf dem Beifahrersitz zu erkennen ist, in einigen Nah-Aufnahmen der rechte Sitz aber leider leer bleibt. Seagal selbst bedient sich eines Stunt-Doubles, auffällig wird das aber zum Glück nicht allzu oft.

Schließlich kommt es dann zum „Mexican Stand-Off“ mit dem Oberbösewicht und seinem Kompagnon, die im unvermeidlichen Kampf ihr Leben verlieren. Womit wir beim Thema Härtegrad wären. „Shadow Man“ ist nicht gerade zimperlich. Im ganzen Film wird erwartungsgemäß wenig geredet und viel gestorben.