Back in Black
Zunächst ist da Karen Davis (Sarah Michelle Gellar in einer relativ kurzen Rolle als Weiterführung ihres Parts in „The Grudge“), die in einem Tokioter Sanatorium liegt und nach einem Brand in ihrem Haus behandelt wird. Diesen Brand hatte sie seinerzeit selbst gelegt, um einen schrecklichen Fluch (siehe „The Grudge“) aufzuhalten. Die Polizei ermittelt nun wegen Mordes gegen sie, da ihr Freund bei diesem Brand umkam. Karens Schwester Aubrey (Amber Tamblyn), erfährt von ihrer Mutter vom Schicksal der Schwester und macht sich von Pasadena auf zu ihr nach Tokio.
Ebenfalls in Tokio lebt Allison (Arielle Kebbel), die dort seit kurzer Zeit eine internationale Schule besucht und verzweifelt versucht, die Freundschaft von Vanessa (Teresa Palmer) und Miyuki (Misako Uno) zu gewinnen. Dabei lässt sie sich auf eine Mutprobe ein: Sie gehen zu dritt in ein verfluchtes Spukhaus…
In Chicago schließlich lebt das Ehepaar Trish (Jennifer Beals) und Bill (Christopher Cousins). Bills Sohn aus erster Ehe, Jake (Matthew Knight), betrauert noch den Tod seiner Mutter und kann dementsprechend kein besonderes Verhältnis zu seiner Stiefmutter aufbauen. Seine Beobachtungen über das Kind der Nachbarn bleiben zunächst unbeachtet.
Aus visueller und filmtechnischer Sicht auffällig ist sofort die Art und Weise, in der diese Handlungsebenen verwoben werden. Jede Szene wird von einer Schwarzblende mit kurzer Stille abgeschlossen. Von Anfang an wird so eine düstere Atmosphäre aufgebaut, die während des ganzen Films spürbar ist. Überhaupt glänzt der Film durch eine extrem durchdachte, stylishe Optik und außergewöhnlich scharf produzierte, manchmal fast körperlich unangenehme Sound-Effekte (diesen Effekten wird dann auch in einem der Extras recht interessant aufbereitet Raum eingeräumt). Elektronisch verzerrt und verstärkt, knarrt und kratzt es immer dann, wenn der „Groll“ (deutsch für „Grudge“) zuschlägt.
Hier meint es also jemand ernst (hauptverantwortlich der Regisseur Takashi Shimizu, der bereits bei allen fünf japanischen „Ju-On“ Originalen und dem ersten Grudge-Teil Regie führte). Comic Reliefs sind rar gestreut und wohl eher aus kommerziellen Gründen im Hinblick auf ein amerikanisches und europäisches Zielpublikum eingebaut. Diese kulturelle Komponente ist es auch, die hinter die Kulissen der Vor-Produktion zu Wirbel geführt hat. Hier werden offensichtliche Meinungsverschiedenheiten zwischen dem japanischen Regisseur und seinem Team sowie den durchaus nachvollziehbaren kommerziellen Interessen der amerikanischen Produzenten deutlich (die produzierende Firma gehört Sam Raimi, aber die Liste der ausführenden Produzenten ist beinahe länger als der eigentliche Cast). Wie schwierig ein Konsens war, wird in einigen Mitschnitten von Team-Sitzungen klar. Aber am Ende hat es ja dann funktioniert und alle sind glücklich – auch sowas gehört zu einem Making of dazu…
Darstellerisch gesehen passiert nicht viel Bahnbrechendes. Mit einer Ausnahme: Die Darstellerin der Kayako, Takako Fuji, bringt (durch ihre inzwischen siebte Rolle, die japanische Serie mitgerechnet) mit ihrer Mimik, besonders aber durch ihre Körpersprache und Gestik eine glaubwürdige Verkörperung des Fluchs rüber. Dass sie ursprünglich modernes Ballett und Tanz studiert hat, kommt ihr in den ruckhaften und abgehackt zuckend wirkenden Bewegungen natürlich zugute. Gepaart mit der bekannten weißen Gesichtsfarbe und den schön berühmt-berüchtigten schwarzen Haaren, stellt ihre Fähigkeit, finster und durchdringend blicken zu können, die beste Eignung für den Fluch dar. Dachte ich zuerst, die Bewegungen wären am Computer nachträglich geschnitten und auf verschiedene Geschwindigkeiten bearbeitet worden, erfährt man durch das Extra-Feature „Die Darstellung der ‚Grudge‘-Wesen“, dass es sich um eine speziell entwickelte Choreographie handelt.
Fazit
Anfangs für mich ungewohnt und etwas irritierend inszeniert, entwickelt sich im Laufe des Films Stück für Stück die an mehreren Orten und Zeitpunkten spielende Story und geht in einer sehr spät im Film platzierten Auflösungs-Szene zusammen. Positiv hervorzuheben sind die teilweise genialen Soundeffekte, die tatsächlich unangenehm sind! Negativ sind die „Reaktionen“ der Protagonisten, die dem Geist oftmals absolut keine Gegenwehr entgegensetzen haben oder es irgendwie auch gar nicht versuchen. Wer ‚Action-Horror‘ mit Slasher-Parts sucht, der ist hier natürlich falsch. Das wissen wahrscheinlich die, die den ersten Teil oder die erwähnten Originale kennen.