No Budget oder dürfen wir alles, was wir tun?
Ein No Budget „Instant Classic“ von Ivan Zuccon („Shunned House“, „Armee des Jenseits“, „Bad Brains“) liegt im DVD-Player. Nun denn, weg mit den herkömmlichen Maßstäben, es geht hier um einen Amateur-Streifen. Wie sagte doch George W. Bush am 01. Februar 2003, als das Columbia Spaceshuttle abstürzte: „Mankind is led into the darkness beyond our world…„
Und wer hätte geahnt, dass es so dunkel sein würde!? Aber ich will ja eigentlich gar nicht so böse sein. Sehen wir es mal mit Ironie. Hier ist ein Film, der mit so gut wie keinem Budget, ohne öffentliche Filmförderung und professionelle Schauspieler auf Video gedreht wurde. Und: Er ist kurz! Damit wäre ich mit meinem Goodwill aber auch schon am Ende. Denn abgesehen von der reinen Qualität des Film-Materials, die außer Konkurrenz läuft, sieht man so viele Filmfehler (im Sinne der Filmsprache), dass es für einen halbwegs ambitionierten Filmfreund kaum zum Aushalten ist. Fortwährende Achsensprünge, Schnitt- und Anschlussfehler, nervige Farb- oder SW-Filter wechseln sich ab. Mein Tipp: Das Buch „Film verstehen“ von J. Monaco hätte im Vorfeld enorm geholfen!
Und noch ein Tipp an die Macher: Wann immer etwas Böses ins Blickfeld oder in den Hintergrund kommt, kommt das IMMER von rechts nach links, denn nur das ist böse! Eine der gelernte Regeln der westlichen „Von-links-nach-rechts-Gesellschaft“.

Eine der Schlüsselszenen der „Frau“ (ich habe mir den Namen nicht gemerkt, sorry) gefällig? Es ist Nacht. Eine Wiese. Nebel… Sie sagt zu einer Vogelscheuche [sic!]: „Entschuldigung, es tut mir alles so furchtbar leid …“ Doch die Vogelscheuche lacht nur böse, denn in Wirklichkeit – SPOILER – ist es der Sensenmann! Hui-Buuh! Später zündet sie die Vogelscheuche dann an und diese verbrennt – SPOILER ENDE -. Und wenigstens zieht der Rauch des Feuers dann nach rechts aus dem Bild.
Dann möchte ich noch einen großen Monolog zitieren: „Nur, weil du sie noch nie gesehen hast, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass da keiner in der Dunkelheit auf dich wartet!“ Ja, das ist einer Sinnsprüche aus der ewigen Bestenliste aller Paranoiker. Anders gesagt: „Nur, weil du nicht paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind“. Warum ich hier gar nichts über die Story erzähle? Weil ich sie nicht verfolgt habe oder nicht verfolgen wollte. Vielleicht auch, weil ich sie nicht verstanden habe. Der Film beginnt mit einem kurzen Prolog im 16. Jahrhundert, springt dann einige Jahrhunderte und immer wieder zwischen mehreren Handlungen her, bis wir schließlich in der nahen Zukunft landen.

Ab hier – wir befinden uns etwa bei Minute 65 – beginnt eine (wirklich!) cool gefilmte Epilog-Sequenz in einer apokalyptischen Wüstenlandschaft. Ein mit ABC-Schutzmaske ausgerüsteter Mann geht über eine ausgetrocknete Salzwüste, findet ein totes, vertrocknetes Insekt und steckt es ein. Was er darüber hinaus noch findet, will ich hier nicht preisgeben, denn ein Spoiler pro Artikel ist genug (naja, es ist so etwas wie ein „Buch“). Aber diese letzten drei Minuten sind filmisch gesehen tatsächlich das Highlight. Kaum Schnittfehler, gute Einstellungen aus der Vogel- und Über-Schulter-Perspektive und ein wirklich gutes rot-braunes Setting könnten mich dazu verleiten, Andre Aja habe in den ersten Minuten seines Remakes von „The Hills have Eyes“ diesem Film eine Hommage erwiesen. Aber das wäre wohl doch zu vermessen!?
Fazit
Dafür, dass man einen absoluten Amateur-Film sieht (und das auch weiß), finde ich ihn trotzdem fürchterlich schlecht. Meine Empfehlung: Setzt euch zusammen in einer lustigen Runde, bedient euch legaler Drogen und dann könnte es mit diesem Opus ein lustiger Abend werden! Ich werde das ggf. mal in Erwägung ziehen… Nicht 😉